Mein Name: Shibìria – besser bekannt als anthropomorphe Kontradiktion mit extremen Tendenzen.
Meine Waffen: wacher Blick und grenzenlose Fantasie. Objekt der Begierde sind visuelle Reize
jeglicher Art: Farben, Nuancen, Schattierungen, Formen, Amorphismen, Details.
Meine Strategie: baut auf Geschick und Konzentration. Vorübergehende Sättigung erfolgt durch
grafische Manifestation bizarrer Kreaturen, humanoider Gestalten, animalischer Gewächse,
floraler Wesen, ätherischer Erscheinungen.
Die Kosten sind beträchtlich. Chronischer Schmerz durch stundenlanges aufrechtes Verharren
sowie unverhofftes Aufbrechen alter Wunden.
Doch die Mühe lohnt die Pein.
Und auf mein Werkzeug – graphithstark und pinselsanft, Partner und unermüdliche Begleiter in
Freud und Leid – ist Verlass: sein farbintensives Pigment verleiht meinen speziellen Kreationen
individuellen Ausdruck in allen Tönen – von stechend-schrill über düster-hart bis pastellig-zart.
So bestärkt in meinem Tun, bezwinge ich den ewigen Gegner namens Geduld. Jeder einzelne
kleine Sieg über den großen Feind verheißt eine Trophäe heterogenen Charakters und konkretisiert
sich in gewagten Symphonien aus vagen Andeutungen, dramatischen Höhenflügen, seelischen
Abgründen, ästhetisierter Grausamkeit, verwegener Jugend, gereiftem Alter.
Meine Schöpfungen – facettenreich in ihrer Art, ungewöhnlich in ihrer Existenz – sind
Auswüchse eines nach Ewigkeit dürstenden Selbst: verloren in der Welt der Geschlechter,
gefangen im Tempel des Ich, geborgen im Reich der Illusion.